Psychologische Produktgestaltung bezieht sich auf die Gestaltung von Produkten, die die Bedürfnisse und Verhaltensweisen der Benutzer berücksichtigen, um eine positive Nutzererfahrung zu schaffen. Um die UX Ihres Produkts gezielt zu verbessern, müssen Sie also psychologische Produktgestaltung und Nutzertests in die eigene Produktentwicklung integrieren.
In diesem Artikel geben wir Ihnen einen Überblick darüber, was Sie bei dieser Integration beachten müssen. Dabei gehen wir auf folgende Bereiche ein:
- Wann starten Sie mit Nutzertests im Entwicklungsprozess?
- Wie fangen Sie am besten an?
- Wie finden Sie die richtigen Methoden für Ihre Nutzertests?
- Wie können Ihnen Personas helfen?
- Was gibt es zu beachten, wenn Sie Psychologische Produktgestaltung und User Research im Team etablieren möchten?
Am Ende des Artikels finden Sie unsere Bedürfniskarten zum Download. Diese Karten fassen Ihnen noch einmal die Nutzerbedürfnisse zusammen. Sie liefern zudem Beispiele für Produktfeatures aus den Bereichen B2B, B2C und aus Apps. Hier finden Sie also Inspiration für gute Features, die gezielt Nutzerbedürfnisse befriedigen.
Eine Anmerkung noch, bevor es losgeht: Unser Ansatz zur psychologischen Produktgestaltung heißt: 3DUX® bzw. Data Driven UX Design. Wenn wir also im Folgenden von psychologischer Produktgestaltung reden, meinen wir damit Data Driven UX Design.
Viel Spaß!
Wann starten Sie mit Nutzertests?
Es ist empfehlenswert, so früh wie möglich mit den Nutzertests zu beginnen. So können Sie Probleme frühzeitig erkennen und beheben. Je früher im Entwicklungsprozess Sie starten, desto einfacher und kostengünstiger lässt sich das Produkt an die herausgefundenen Erkenntnisse anpassen.
Wenn Sie mit dem Nutzertesting bis zum Ende des Entwicklungsprozesses warten, riskieren Sie, dass das Produkt nicht den Bedürfnissen der Benutzer entspricht und teure Änderungen erforderlich werden. Es kann auch dazu führen, dass das Produkt auf dem Markt nicht erfolgreich ist, da es von den echten Nutzern nicht gewollt wird. Dieses späte Feedback kostet nicht nur wertvolle Ressourcen, sondern schadet auch dem Markenimage.
Dabei sollten Sie von Beginn an möglichst einfache Prototypen verwenden und sich Nutzerfeedback zu ihnen einholen, um schnell die Kernfeatures zu identifizieren, die Ihr Produkt aus Nutzersicht beinhalten muss.
Und womit fangen Sie an? Mit einer Nutzungskontextanalyse zum grundlegenden Verständnis
Eine Nutzungskontextanalyse ist eine Mischung aus einer On-Site-Beobachtung und einer anschließenden qualitativen Befragung. Nutzer werden also vor Ort in gewohntem Arbeitsumfeld bei der Erfüllung ihrer Aufgabe beobachtet und danach zum Vorgang und den Abläufen (etc.) befragt. Dies geschieht, um ein tiefes Verständnis der Nutzerbedürfnisse und Verhaltensweisen, der Aufgaben und der gesamten Nutzungsumgebung zu gewinnen.
Die Nutzungskontextanalyse legt die Grundlage für die ersten Prototypen, mit denen Sie dann weiter testen können. Aber mit welcher Methode machen Sie dann weiter?
Welche Methoden können Sie danach anwenden?
Wir möchten Ihnen an dieser Stelle eine kleine Vorauswahl an UX-Research-Methoden geben. Herauszufinden, welche Methode(nkombination) für Ihren Fall die Beste ist, erfordert allerdings etwas Erfahrung und Fingerspitzengefühl.
UX-Test:
Die naheliegendste Methode ist der klassische UX-Test. Hierbei werden echte Nutzer eingeladen, um unter Beobachtung gebeten, einzelne Aufgaben mithilfe eines Prototypen Ihres Produkts zu lösen. Aus den Ergebnissen dieser Tests werden dann Gestaltungsempfehlungen generiert, die Ihr Produkt iterativ auf die Nutzer zuschneidet und generell verbessert.
Interviews
Interviews bieten eine Gelegenheit, qualitative Daten von einer Gruppe von Menschen zu sammeln. Interviews können individuelle Bedürfnisse und Erfahrungen erfassen und ein tieferes Verständnis der Motivationen und Überzeugungen der Benutzer ermöglichen. Persönliche Interviews können jedoch zeitaufwändig sein und erfordern sorgfältige Planung, um sicherzustellen, dass die richtigen Fragen gestellt werden.
Card Sorting:
Bei Card Sorting erhält der Nutzer Kärtchen mit Namen und/oder Beschreibungen einzelner Funktionen. Diese Stapel soll er dann ordnen. Dabei soll er offenlegen, wie sie aus seiner Sicht zusammenpassen. Nach dem alle Kärtchen in Stapel sortiert wurden, bekommt der Nutzer die Aufgabe die einzelnen Stapel (und damit die späteren Menüpunkte) aus seiner Sicht passend zu benennen. Im Anschluss an die Tests werden durch die Experten Namensvorschläge für die Stapel abgeleitet, die sich aus den Vorschlägen aller Nutzer ergeben.
A/B-Tests:
Hier werden zwei Versionen Ihres Produkts verglichen, um festzustellen, welche besser funktioniert und die Nutzerbedürfnisse besser erfüllt. Das kann bewusst (im Rahmen eines UX-Tests) oder unterbewusst (im Rahmen von Live-A/B Tests) passieren.
Wie Sie die richtigen Methoden für das eigene Produkt finden
Es ist entscheidend, die richtigen Methoden zur Erfassung von Daten zu wählen, um ein genaues Bild der Zielgruppe und ihrer Bedürfnisse zu erhalten. Eine Kombination aus verschiedenen Methoden kann besonders effektiv sein, um ein umfassendes Verständnis zu erreichen.
Es ist wichtig, dass Sie Ihre Methoden sorgfältig auswählen, um sicherzustellen, dass Sie genaue und aussagekräftige Daten sammeln. Eine gründliche Planung und Vorbereitung der Methoden kann dazu beitragen, potenzielle Probleme im Vorfeld zu identifizieren und zu vermeiden. Letztendlich können die richtigen Methoden essenziell dafür sein, dass Sie ein erfolgreiches und benutzerorientiertes Produkt entwickeln.
Um die richtigen Methoden auszuwählen, sollten Sie Ihre Ziele und Fragen klären, die Sie beantworten möchten. Überlegen Sie, welche Daten Sie benötigen und welche Methode am besten geeignet ist, um diese zu sammeln. Berücksichtigen Sie dabei auch die verfügbaren Ressourcen, wie Zeit und Budget.
Unser Methodenassistent kann hilfreich sein, um eine erste Übersicht über die verfügbaren Methoden und ihre Vor- und Nachteile zu generieren.
Auch das Buch unserer CEOs bietet wichtige Informationen zur Methodenauswahl. Zum einen enthält es die Entscheidungsmatrix, die Ihnen die Wahl enorm erleichtern kann, zum anderen finden Sie hier jede Methode umfangreich und anschaulich erklärt. Unter folgendem Link bekommen Sie alle Informationen zu „Usability und User Experience Design – Das umfassende Handbuch“ von Dr. Michaela Kauer-Franz und Dr. Benjamin Franz.
Sie können auch direkt mit einem Experten sprechen, um spezifische Empfehlungen und Beratung zu erhalten, welche Methoden am besten geeignet sind, um Ihre Fragen zu beantworten.
Hilfestellung: Personas
Personas sind fiktive Benutzerprofile, die auf den Ergebnissen Ihrer Forschung basieren. Sie helfen beim Schaffen einer klaren Vorstellung von den verschiedenen Benutzertypen und deren Bedürfnissen für das weitere Produktdesign. Um Personas zu erstellen, sollten Sie auf demografische Merkmale, Verhaltensweisen, Einstellungen und Vorlieben der Benutzer eingehen.
Für jeden Benutzertyp können Sie dann ein fiktives Benutzerprofil erstellen, das die wichtigsten Merkmale dieses Benutzertyps widerspiegelt. Diese Profile können detaillierte Informationen über die Bedürfnisse, Wünsche, Motivationen, Ziele, Herausforderungen und Verhaltensweisen der Benutzer enthalten.
Es ist wichtig, dass Sie bei der Erstellung von Personas so realistisch wie möglich vorgehen und sich auf Daten und Informationen stützen, die auf Ihren Forschungsergebnissen basieren. Je genauer Sie die Bedürfnisse und Verhaltensweisen Ihrer Zielgruppe verstehen, desto besser können Sie das Produkt auf ihre Bedürfnisse abstimmen und eine positive Benutzererfahrung schaffen.
Personas können auch dazu beitragen, dass das gesamte Team ein gemeinsames Verständnis für die Zielgruppe entwickelt und sich auf die Bedürfnisse der Benutzer konzentriert. Sie können als Referenz für das Design, die Entwicklung und die Entscheidungsfindung im Laufe des Projekts dienen und sicherstellen, dass die Bedürfnisse der Benutzer immer im Vordergrund stehen.
Psychologische Produktgestaltung bzw. Data Driven UX Design und User Research im Team etablieren: Die besondere Herausforderung
Es ist auch wichtig, die Integration der psychologischen Produktgestaltung oder Data Driven UX Design in den Entwicklungsprozess als Team zu betrachten. Stellen Sie sicher, dass das Team die Bedeutung der Nutzerzentrierung und der psychologischen Gestaltung versteht, und arbeiten Sie zusammen, um diese Elemente in den Entwicklungsprozess des Produkts zu integrieren.
Dafür muss auch früh Verständnis für die Wichtigkeit von User Research und psychologischer Produktgestaltung/ Data Driven UX Design geschaffen werden. Das kann eine Herausforderung darstellen, insbesondere wenn es um die Zusammenarbeit im Team geht.
Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, besteht darin, Schulungen oder Workshops abzuhalten, um das Bewusstsein und die Fähigkeiten des Teams in Bezug auf nutzerzentriertes Design und psychologische Gestaltung zu verbessern. Es kann auch hilfreich sein, klare Rollen und Verantwortlichkeiten innerhalb des Teams zu definieren, um sicherzustellen, dass jeder weiß, wie er oder sie zum Prozess beitragen kann.
Darüber hinaus sollte das Team offen für Feedback und Zusammenarbeit mit den Nutzern sein. Durch das Einbeziehen der Nutzer in den Entwicklungsprozess können wichtige Einsichten und Erkenntnisse gewonnen werden, die dazu beitragen können, das Produkt auf die Bedürfnisse und Erwartungen der Nutzer auszurichten.
Von anderen lernen: Wie haben andere Produkte bestimmte Bedürfnisse befriedigt?
Features von anderen Produkten können eine große Inspiration sein. Viele Features werden oft sehr gängig mit der Zeit und das über verschiedene Produktgruppen hinweg. Ein Beispiel? Der Likebutton hat es von seinem Ursprung (Facebook) aus geschafft, in vielen anderen Produkten integriert zu werden. Einige Jahre nach seiner Einführung auf der Social Media Plattform steht er für Zustimmung und die Message „Das gefällt mir“ – und das bei einer unglaublichen Vielzahl unterschiedlicher Produkte.
Damit es Ihnen leichter fällt, von anderen Produkten zu lernen, haben wir Ihnen unsere Bedürfniskarten gestaltet. Auf diesen finden Sie die jeweiligen Bedürfnisse aus den vorangegangenen Artikeln dieser Reihe noch einmal kurz und anschaulich erklärt. Passend zu jedem Bedürfnis finden Sie eine Karte mit drei weiteren Beispielen für Produktfeatures, die das jeweilige Bedürfnis gekonnt umsetzen.
Hier finden Sie unsere Bedürfniskarten.
Eine Kleinigkeit noch: Streben Sie kontinuierliche Verbesserung an!
Die Integration der psychologischen Produktgestaltung bzw. des Data Driven UX Designs in den Entwicklungsprozess sollte ein kontinuierlicher Prozess sein. Es ist wichtig, das Feedback der Nutzer auch für Nachfolgeprodukte zu nutzen oder um das bestehende Produkt stetig zu verbessern.
Fazit
Um psychologische Produktgestaltung bzw. Data Driven UX Design bestmöglich in den Entwicklungsprozess zu integrieren, sollten Sie:
- Möglichst früh mit Nutzertests starten
- Mit einer Nutzungskontextanalyse anfangen
- Die richtigen Methoden für weitere Nutzertests finden
- Anhand der Ergebnisse Personas erstellen
- Diese Personas als Input für das komplette Entwicklungsteam nutzen
- Auf nutzerzentriertes Design setzen
- Ein grundlegendes Verständnis für die Wichtigkeit von psychologischer Produktgestaltung und Nutzertests in Ihrem Unternehmen schaffen
- Kontinuierlich durch Nutzerfeedback und andere erfolgreiche Produkte und deren Features lernen
Sie haben Fragen zur Einbindung der Nutzerbedürfnisse in Ihrem speziellen Fall? Gerne können Sie sich über unser Kontaktformular melden und ein kostenloses Kennenlerngespräch mit uns vereinbaren.
Wir freuen uns sehr auf Ihre Rückmeldung!
Unsere Bedürfnisreihe
Hier finden Sie unsere Übersicht über die Artikel der Reihe:
Teil 1: Einführung
Teil 2: Verbundenheit
Teil 3: Sicherheit
Teil 4: Kompetenz
Teil 5: Popularität
Teil 6: Stimulation
Teil 7: Autonomie
Teil 8: Bedeutsamkeit
Teil 9: 6 Gründe, warum Sie die Bedürfnisse Ihrer Nutzer kennen sollten